Nippon Kurier (2022-2)

So wird wahrscheinlich der neue Meister der J-League heißen. Aktuell ist das Team von Trainer Christian J. Schmidt dank der besseren Tordifferenz Tabellenführer. Doch die Mannschaft von Trainer Dimitry Utschkov verfügt über die höheren Reserven.  Und dann ist da am letzten ZAT noch das direkte Aufeinandertreffen der beiden Teams. Kein leichtes Unterfangen, die Meisterschaft nach Hause zu holen. Theoretisch könnte auch noch Teams mitmischen, die auf den nachfolgenden Plätzen liegen. Vor allem der FC Tokyo, aktuell auf Platz 7 mit sechs Zählern Rückstand, hätte die Fähigkeit, den heiß gehandelten Meisterkandidaten noch so richtig einen auszuwischen. Doch dazu muss sein Trainer mal aus den Puschen konmen. Und danach sieht es bisher nicht wirklich aus.

"Breathe deaply... and relax... you're just letting go..." hörte man die sonore Stimme von Co-Trainer Willi von Ügli und Tschunka-Tschunka seine modernen Entspannungsübungen mit dem Team von Avispa Fukuoka durchführen. Der Psychologe aus der Schweiz möchte meditativ tief in das Innere der Seele der Spieler vordringen, während sich Chefcoach Dimitry Utschkov bekanntlich eher damit beschäftigt, wie japanische Wasserstrahle auf der Toilette im Trainingszentrum tiefer als gewünscht in das Innere vorstoßen. Und überdies interessieren ihn seine Kicker natürlich nicht im Geringsten. Irritiert schaute der Russe also dem Trainingsprogramm seines Adjutanten zu. Dass die Schweizer bekloppt waren, stellte für Onkel Dimitry keine Neuigkeit dar, aber ob dieses Volk der Naturburschen, Investmentbanker und Workoholics tatsächlich etwas von Enstspannung verstand? Das war doch die Kernkompetenz des Übungsleiters, der sich schnell eine Flasche Sake aus dem Vorzimmer der Präsidenten von Avispa stibitzte, um nun einen fast genauso entspannten Nachmittag zu verbringen wie seine Mannschaft.

Kawasaki Frontale hat es mal wieder in die positiven Schlagzeilen des Ligaleiters geschafft. Gerne würden wir das jede Woche schaffen, allerdings ist das nicht möglich. Diese Woche freuen wir uns jedoch umso mehr darüber. Warum? Nun ja, wir haben einen riesigen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht. Sechs Spiele sind noch ausstehend, den Mathematikstudenten unter euch wird sofort auffallen, dies bedeutet bei drei Punkten je Spiel, maximal achtzehn Punkte und durch den letzten ZAT konnten wir uns auf Platz Acht verbessern. Bedeutet drei Plätze besser als in der Vorwoche. Bedeutet auch, wir haben bis zum ersten Abstiegsplatz inzwischen eine Luft von neun Plätzen. Bedeutet auch, wir haben vor dem ersten Abstiegsplatz einen Vorsprung von dreizehn Punkten. Heißt, bis zum rechnerisch 100%ig sicheren und praktischen Klassenerhalt brauchen wir noch sechs Punkte. Theoretisch sind wir aber durch, wenn man sieht wie viele Vereine zwischen uns und den Abstiegsplätzen liegen. Das war das Ziel dieses Jahr und ab sofort können wir auch mit niedrigem Rest-TK befreit aufspielen.

Langsam neigt sich die Saison in Japan dem Ende entgegen. Und damit kann Mattao in seiner ersten Spielzeit in diesem Land Bilanz schon ein wenig Bilanz ziehen. Den für Sanfrecce Hirsohima wird wohl ein Platz im unbedeutenden Mittelfeld rausspringen.
Nachdem Mattao die Premierensaison in Mexiko gleich für sich entscheiden konnte folgte der bewusste Schritt in einen gänzlich anderen Kulturkreis. Und die Art ist auf jeden Fall eine andere und die Leistungsdichte ist deutlich höher. Jetzt geht es für Sanfrecce Hiroshima noch darum, den möglichst besten Mittelfeldplatz rauszuholen. Gut dabei: Man hat noch vier Heimspiele zu absolvieren. Das Schlechte ist aber, dass man offensiv nicht mehr so viele Körner zur Verfügung hat. Da war man in der bisherigen Saison in manch einer Partie zu spendabel und das fällt einem nun etwas auf die Füße.
Zumindest hat man sich akklimatisiert und freut sich jetzt schon auf eine weitere Saison in Japan.

Auch in der zweiten J-League-Saison scheint
unser Platz die Mitte zu sein. Dort gehören wir wohl hin. Der Durchschnitt. Das
Mittelmaß. Das Gewöhnliche. Trotz des zweitbesten Torverhältnisses der gesamten
Tabelle (23, nur der momentane Erstplatzierte Kataller Toyama hat mehr mit 27
Zählern) rangieren wir, Shonan Bellmare, auf Platz 9. Man kann es auch positiv
sehen: Die Mitte ist unser Territorium. Weder die stürmische Tabellenspitze
noch der dunkle Abgrund des Kellers sind hier zu spüren. Stabilität. Konstanz.
Sorgenlosigkeit.

Bald endet die zweite J-League-Saison. Mit
einem Torkontingent von 21,1 haben wir noch genügend Reserven. Wir dürfen also entspannt
dem großen Finale entgegensehen.

Kyoto Sanga und besonders FC Tokyo dürften
die Tabellenspitze in den kommenden letzten zwei ZATs noch einmal kräftig
aufrütteln. Vielleicht wird eine der beiden Mannschaften sogar Meister.

Absteigen wird neben dem Schimmelpilz
S-Pulse wahrscheinlich Hokkaido Consadole Sapporo. Vielleicht auch Gamba Osaka,
wenn dort alles schief gehen sollte. Das Halloween-Abstiegsgespenst spukt um
diese Mannschaften herum. Erhan81 hat Erbarmen mit Shimizu und übernimmt die
Funktion als Sterbebegleiter dieses längst totgesagten Klubs. Shimizus Leben in
der J-League war nur kurz und äußerst erbärmlich.

Sanfrecce Hiroshima ließ am zehnten ZAT für
Fukuoka noch einmal die Bombe platzen. Mit 6 (!) Toren atomisierte die
Mannschaft den Gegner.

Kawasaki überraschte die gegnerischen
Teams (uns eingeschlossen) mit einer aggressiv-raffinierten Taktik. Die
Motorräder rasen frontal nach oben.

Der Onkel aus Fukuoka darf sich jetzt nicht
allzu sehr mit japanischen Toiletten beschäftigen. Wenn er noch gewinnen will,
muss er sich jetzt voll und ganz auf den Sieg konzentrieren.

Auch Sir Satan mit seinem Verein Kyoto
Satan will die Krone noch an sich reißen. Den Leibhaftigen darf man jedenfalls nicht
aus den Augen verlieren.

Schlussendlich darf auch Cerezo Osaka noch
auf die Titelverteidigung hoffen. Der Klub hat gezeigt, wer in Osaka das Sagen
hat. Sein Bruder Gamba befindet sich nämlich weit abgeschlagen auf dem
fünfzehnten Platz.

Wir, Shonan Bellmare, beobachten das
Geschehen der J-League mit größtem Vergnügen. Wir lesen gerne die Artikel der
anderen Mannschaften. Auch in dieser Saison dienten wir lediglich als Mittelmaß,
aber das ist schon in Ordnung. Denn alleine die Teilnahme an der J-League macht
so viel Spaß.

Kaiserliche Grüße aus Hiratsuka.

Kaiser Torsuchtihito der Erste.

Wer wird diese Saisob der J-League gewinnen und sich die Krone der Meisterschaft aufsetzen? Keine leichte Frage. Mehrere Mannschaften haben das Zeug dazu, neben Tabellenführer Avispa Fukuoka uns Cerezo Osaka gehört auch Kataller Toyama zu diesem Kreis an Kandidaten. Selbst Júbilo Iwata und er FC Tokyo können sich noch Chancen ausrechnen. Christian J. Schmidt, der Trainer von Kataller Toyama, weiß, unter welchen Druck sein Team steht. Mit drei Zählern Rückstand auf Platz 1 und 2 muss er vermutlich in die Trickkiste greifen, soll Kataller Toyama weiterhin Chancen auf die erste Meisterschaft in Japan haben. Man darf daher gepannt sein, wie sich das Team an diesem ZAT schlagen wird. Denn es ist ein Schlüssel-ZAT für Kataller Toyama.

Vor dem Spiel beim abgeschlagenen Tabellenletzten hatte Trainer Sir Bataan noch gewarnt. Auch wenn die Mannschaft von Shimizu S-Pulse den Abstieg wohl kaum noch verhindern kann, wird die Partie kein Selbstgänger. Er sollte recht behalten, denn seine Mannschaft tat sich über die gesamte Spielzeit äußerst schwer und kam nur mit viel Mühe zu einem glücklichen 1:0 Auswärtssieg. Wichtig sind die drei Punkte, über das Wie spricht morgen doch keiner mehr, war das kurze, aber zutreffende, Fazit von Trainer Sir Bataan. Dass seine Mannschaft auch anders agieren kann, zeigte sie beim anschließenden Heimsieg gegen Kashiwa Reysol. Der Gegner wurde über neunzig Minuten dominiert und hatte nicht den Hauch einer Chance.
Dadurch kam kurz Hoffnung auf, doch noch in den Titelkampf eingreifen zu können, diese wurde aber durch die anschließende Pleite bei Gamba Osaka im Keim erstickt. Somit bleibt es acht Spiele vor Saisonende weiter bei fünf Punkten Rückstand auf den Tabellenführer.

Ja, so langsam wird der Endspurt in der J-League eingeleitet. Im kommenden ZAT wird Kawasaki Frontale zwei mal gefordert werden. Dies einmal zu Hause und einmal in der Fremde. Im Hinblick auf das verbliebene Torkontingent muss man sagen, man ist nicht ganz unten, aber auch nicht ganz oben mit dabei. Glaubt man der Auswertung unter der Tabelle ist man jedoch unterhalb des Durchschnitts. 

Das heißt man sollte dies für die anstehenden ZATs im Auge behalten, um am Ende nicht ohne Körner dazustehen und eventuell doch noch in Abstiegsnöte zu verfallen. Aus denen konnte man sich nämlich weiter etwas befreien und das Ziel Klassenerhalt ist absolut realistisch. Erschwerend kommt hier im anstehneden ZAT allerdings dazu, dass man gegen Teams antreten muss, die noch ein weit überdurchschnittliches restlichens Torkontingent haben. Leicht macht das die Sache nicht. 

Es war schon ein Kreuz mit den japanischen Toiletten. Natürlich mag man sich auch als Ausländer erfreuen an beheizten Toilettensitzen, Massagen, der konsequenten Berieselung mit Fahrstuhlmusik oder sonstigen technischen Gimmicks. Wenn man allerdings auf den falschen Knopf drückt und als Konsequenz ein tosender Wasserstrahl mit unbändiger Wucht die delikate Poritze malträtiert, dann wünscht man sich auf das Plumpsklo von Tante Swetlana in Sibirien zurück. Denn was sind schon der beißende Gestank oder die Myriaden an Mücken und Fliegen im Vergleich zu einem ohne Vorwarnung gefluteten Hinterteil? Für Avispa-Coach Dimitry Utschkov ein offensichtliches Ärgernis, dem man nur mit europäischer Ignoranz beikommen konnte. In Zukunft würde sich Onkel Dimitry für sämtliche Geschäfte nur noch an die Hängepissoirs wenden. In diesem epischen Kampf der Kulturen hatte Japan es augenscheinlich nicht anders gewollt.

So richtig schön sind die Spiele von Sanfrecce Hiroshima zur Zeit nicht. Sanfrecce ist anscheinend außer Form, zumindest aber in der Lage, die Gegner auf dasselbe Niveau herunter zu ziehen. Denn wenn man mal die letzten 5 Begegnungen ansieht, dann sind da lediglich 7 Tore gefallen. Insgesamt. Also beide Teams jeweils zusammen gerechnet! Ja wer geht denn da noch ins Stadion??
Jetzt im kommenden Spiel gibts zumindest einen handfesten Grund. Denn mit Avispa Fukuoka kommt der Tabellenführer und die sind schon für offensivfreudigen Fussball bekannt. Das könnte schon mal wieder unterhaltsam werden. 
Und anschließend reist man zum Tokyo FC, die noch jede Menge Offensivpower in der Hinterhand haben. Könnte es also sein, dass diese Torarmut in den Spielen von Sanfrecce Hiroshima am kommenden ZAT endet?