Nippon Kurier (2023-1)

Dank der Zeitverschiebung ist in Toyama bereits Ostersonntag. Nach dem Trainer Christian J. Schmidt den Gottesdienst zur Feier der Auferstehung Jesus Christus am Abend des Karsamstags besucht hatte, versammelte sich alle Verantwortlichen und die Spieler von Kataller Toyama im Clubhaus, um das Osterfest zu feiern. Eigentlich eine kleine Sensation, da in Japan gerade mal 5 % der Bevölkerung Christen sind. Aber die Aufklärungsarbeit von Trainer Christian J. Schmidt hat dazu geführt, dass der Verein erstmals das Osterfest feiert. Denn auch in Toyama nutzt man gerne jede Möglichkeit, Feste zu feiern. Dazu war nur Aufklärungsarbeit und keine Missionierung notwendig. Doch wer hat die Ostereier in der Meisterschale versteckt? Die Spieler hüllten sich in Schweigen, es wird wohl der Osterhase gewesen sein.

Im Schweinsgalopp ist sie dahingegangen, die Hinrunde in der japanischen J-League. für Avispa Fukuoka und Coach Dimitry Utschkov besteht aber trotzdem kaum eine Gelegenheit, um innezuhalten und einmal in Ruhe durchzupusten. So unentspannt hatte man sich Nippon nun wirklich nicht vorgestellt. Im Prinzip verbringen Spieler, Trainer und Funktionäre mehr Zeit im Reisebus als auf den Trainingsplätzen. Auf diese Weise konnte Onkel Dimitry immerhin seine teure Mietwohnung kündigen, denn Schlafen und Duschen ist schließlich auch im Nightliner von Avispa möglich. Und so sieht man aus dem Fenster heraus stets irgendwelche anonymen Autobahnen, die an den müden Augen des russischen Übungsleiters vorbeischwinden. Ein Leben wie im Hamsterrad, zwischen Stadion, Raststätten und Reihe 17 im Reisebus. So konnte man immerhin zur Auflockerung die Flügelspieler in Reise 15 mit Papierkügelchen bewerfen.

Keine Pause, kein Durschnaufen. Japan ist Hochleistungssport. Zumindest was Torrausch betrifft. Drei Partien stehen für Sanfrecce Hiroshima auf dem Plan, dabei hat man zweimal Heimrecht. Einmal gegen Shanon Bellmare und dann noch gegen den FC Tokyo. Dazwischen gehts für Sanfrecce zu Shimizu S-Pulse, wo man auch versucht, den positiven Trend zuletzt aufrecht zu erhalten. Denn die Ergebnisse stimmten größtenteils in Hiroshima, so dass man sich bis auf den 5. Tabellenrang vorarbeiten konnte. Und damit steht man zum ersten mal in dieser Spielzeit auf dem Platz, den man vor der Saison als Ziel ausgegeben hat. Man hätte also nichts dagegen, wenn die Saison nun beendet wäre. Aber nicht in Japan. Denn schließlich heisst dort: Weiter, immer weiter!

Das Fazit der Hinrunde fällt dan Schlussendlich noch ok aus.
Die Vereinsbosse sind aktuell noch zufrieden mit dem Luxemburger Trainer.
Bislang gibt es keine Verletzten oder Ausfälle zu beklagen.
Der Trainer Wickinger 88 und seine Mannschaft müssen aber in der Rückrunde am Ball bleiben um den Anschluss an die obere Tabellenhälfte nicht zu verpassen.
Diese Saison sind nun 5 Mannschaften Trainerlos,was ist nur los, kommt schon Leute zeigt euren Freunden und bekannten Torrausch um die Ligen wieder voll zu bekommen.
 Hier geht es auch wieder weiter mit den Englischen Wochen,nicht viel Zeit zum renegerieren oder durschnaufen.
Wir werden es durch ziehen müssen und das bis zum Schluss.
Der Ligaleiter kennt nur ein Gas und zwar voll Gas.
Bis bald euer Wickinger 88.

So schnell kann es gehen: Gefühlt vor Kurzem erst ist die J-League gestartet und nach dem nächsten ZAT ist die Hinrunde Vergangenheit. Was englische Wochen für Auswirkungen auf die gefühlte vergangene Zeit haben?! Egal, denn die Mannschaft von Trainer Christian J. Schmidt kann immer noch die Hinrunde als Tabellenführer abschließen. Zwar ist der erste Verfolger punktgleich hinter Kataller Toyama auf Platz 2 der J-League, wer uns aber überholen will, muss am letzten ZAT der Hinrunde zwingend sechs Zähler holen. Der Mannschaft von Trainer Christian J. Schmidt ist es letztendlich egal, ob man die Hinrunde als Tabellenführer oder auf einem Platz dahinter beendet. Denn mit diesem Ergebnis kann man sich nichts kaufen. Und unabhängig davon wird Kataller Toyama auch danach noch um die Meisterschaft mitspielen können.

Irgenwie findet man bei Sanfrecce Hiroshima langsam Gefallen an der engen Termintaktung in Japan. Kaum ist man wieder online, ist man schon wieder mit Setzen und Zeitungen drucken gefordert. Inzwischen hat man bereits fast die Hälfte der Saison erreicht und Sanfrecce schafft es inzwischen auch, dass man die Punkte im heimischen Stadion holt und sich somit zumindest eine gute Basis erarbeitet. Platz 5, der vor der Saison als Ziel ausgegeben worden ist, ist lediglich noch drei Zähler entfernt. Allerdings steht da auch noch eine Reihe anderer Teams dazwischen...
Nun gehts zum Hinrundenabschluss noch zu Kyoto Sanga, ehe man anschließend Besuch vom Topteam Avispa Fukuoka bekommt. Zählbares in beiden Partien wird von der Anhängerschaft Sanfrecces gefordert!

Nicht nur für Paul Hardcastle war es die bezeichnende Zahl. Denn schließlich war das Durchschnittsalter der in Vietnam gefallenen US-Soldaten nur 19 Jahre. In den 80ern konnte man mit dieser Botschaft sogar die Hitparaden und die Tanzflächen erobern, es war halt eine andere Zeit. Heute kann man die 19 mit friedlicheren Sachverhalten in Verbindung bringen. Denn schließlich gilt es, noch bis 19:00 Uhr einen leidlich unterhaltsamen Text zu verfassen, um ein wenig zusätzlichen TK-Bonus zu erhaschen. So müssen sich Avispa Fukuoka und Coach Dimitry Utschkov nun also beeilen. Doch mit Blick auf den Radiowecker scheint es noch nicht zu spät, um eine kleine Botschaft in den Orkus zu versenden: "Scheiß Kaiserslautern, wir singen scheiß Kaiserslautern! Scheiß Kaiserslaaaaaaautern, wir singen scheiß Kaiserslaaaaaautern!" Manchmal wünscht man sich, es wäre doch schon 19:00 Uhr gewesen.

Und flott gehts weiter in Japan. Wieder mal ist ein ZAT vorbei. Und wenn man auf die Tabelle guckt muss man feststellen, dass Sanfrecce Hiroshima inzwischen der Inbegriff der Mittelmäßigkeit ist.
12 Spiele sind absolviert. 5 wurden gewonnen, ebenso viele Spiele verloren und zwei endeten mit einem Remis. Das Zwischenergebnis ist bislang ein ernüchternder 10. Tabellenrang von 18 Teams. Nur in einer wichtigen Kategorie ist man absolut top: Mit momentan lediglich 13 Gegentoren verfügt man über die beste Abwehr der Liga. Was die Sache noch schlimmer macht. Denn mit so einem Bollwerk im Rücken müsste Sanfrecce Hiroshima doch eigentlich viel besser dastehen als es momentan in der Tabelle der Fall ist. Die Kritik nimmt zu.

Es ist mal wieder soweit: In Toyama haben die Kirschbäume in der Stadt ihre Blüten geöffnet, ein Grund, das japanische Kirschblütenfest mit der Familie, den Freunden sowie den Arbeitskollegen zu begehen. Die Mannschaft von Kataller Toyama trifft sich daher mit dem Trainerstab, den Verantwortlichen im Verein und allen Angehörigen nach den Heimspielen auf dem Vereinsgelände, auf dem ebenfalls die alten Kirschbäume ihre Blüten geöffnet haben. Der Verein spendiert dazu Essen (O-Bentō), Bier und Sake und ermöglicht so allen Clubangehörigen und ihren Angehörigen ein entspanntes Bewundern der Kirschblüte. Sehr fürsorglich, aber das japanische Kirschblütenfest ist nun mal ein hohes Kulturgut, dass in der japanischen Gesellschaft fest verankert ist. Weiter ist das Zusammensein und das gemeinsame Betrachten der Kirschblüte entspannend und verschafft den Spielern den notwendigen Ausgleich für den Stress in der J-League.

Sonntag, Donnerstag, Sonntag, Donnerstag... da lachen die Japaner nur müde über die Engländer mit ihren eng getakteten Spielplänen. Aber gut, man hatte sich in Nippon natürlich euch eine epische Winterpause mit ganz viel Ruhe und Muße gegönnt. Da verwundert es dann auch nicht, dass das Pendel mit brachialer Gewalt zurückschlägt und die Teams aus der J-League mehr Zeit im Shinkanzen verbringen als auf dem eigenen Trainigsgelände. Das gilt selbstverständlich ebenfalls für Avispa Fukuoka, wo Übungsleiter Dimitry Utschkov das Trainingspensum heruntergefahren hat. Zumindest sein eigenes, sofern das überhaupt noch möglich gewesen ist. Jedenfalls sucht man sein Bonanzarad mit Fuchsschwanz derzeit meist vergeblich am Vereinsgelände von Avispa. Angeblich soll ihn das Studium der nächsten Gegner stark beanspruchen, böse Zungen gehen hingegen von gepflegtem Ausschlafen nach nächtlichem Kneipenbesuch aus. Vermutlich liegt die Wahrheit einmal mehr in der Mitte.