Nippon Kurier (2023-2)

Tokyo Verdy ist in den letzten Wochen deutlich abgerutscht und findet sich nach sechs von zehn ZATs auf dem dreizehnten Platz wieder. Positiv ist, dass der Vorsprung auf die Abstiegsplätze satte dreizehn Punkte beträgt und der Rückstand auf die internationalen Ränge nur bei sieben Zählern liegt. Zudem scheinen die Reserven der Mannschaft noch im grünen Bereich zu liegen, trotz zuletzt viel verschossenem Pulver. „Wir sind gut unterwegs, man hat eben solche Phasen. Auf gute Phasen folgen schließlich nicht so gute Phasen und umgedreht", so der Trainer des Hauptstadtvereins. Ein weiterer Trost ist der Fakt, dass man aktuell vor dem großen Stadtrivalen, dem FC Tokyo, steht und das sogar mit vier Punkten Vorsprung.

Die einen schreiben von trüben Aussichten und auch in der Zeitungic läuft nicht viel aber der Batic beglückt euch mal wieder mit seiner Präsenz. Seid gegrüsst Volk und schenkt mir nun die Punkte dann sind wir hier auch schnell fertig. Wobei die Punkte holt sich der Batic einfach. Ganz easy ganz flockig, keine grosse Sache. In Japan läuft es richtig wie gewixxt, wie auf Tinder überall reisst der Batic die Hütte ab. Wer hat denn ernsthaft was anderes gedacht? Der Batic ist einfach überall weltklasse.

Da ist es passiert! Sanfrecce Hiroshima hat das erste Mal in dieser Saison ein Heimspiel verloren. Mit 1:3 musste man gegen die Urawa Red Diamonds den Kürzeren ziehen. Auch bei Avispa Fukuoka gab es nichts zu holen und man kehrte auch von dort mit leeren Händen nach Hiroshima zurück. Lediglich gegen die Yokohama F. Marinos konnte man einen Dreier einfahren und so sind die Aussichten für die restliche Saison alles andere als rosig: Denn mit aktuell Rang elf und nur noch einem einzigen ZAT mit doppelten Heimspielrecht auf dem Restspielplan dürfte sich da nach oben nicht mehr allzu viel tun. Und das entspricht nicht dem, was man sich vor der Saison als Ziel gesetzt hat. Da dürften - spätestens nach der Spielzeit - einige Steine bei Sanfrecce umgedreht werden.

In Fukuoka darf man sich in dieser Saison schon frühzeitig sicher sein, dass man nicht mit unerfreulichen Mehrarbeiten belästigt wird. Denn im Emperor's Cup hat Coach Dimitry Utschkov dank einer großartigen Taktik frühzeitig die Weichen auf ein zeitnahes Ausscheiden gestellt. Sollen sich die neidischen Konkurrenten doch ab dem Viertelfinale um den Kaiserpokal kloppen, bei Avispa wird man stattdessen die Freizeit am Baggersee verbringen. Eingleisigkeit hat so ihre Vorteile, auch wenn man das im Präsidium des Vereins eventuell etwas anders sehen dürfte. Doch Onkel Dimitry sieht nur Vorzüge, wenn man sich im Club  ab jetzt auf den schnöden Ligabetrieb fokussieren kann. Schließlich ist es auch unter ökologischen Gründen nur vorteilhaft, wenn der Nightliner der Mannschaft eine Weile in der Garage geparkt bleibt. Vielleicht sollte sich Utschkov als Nachhaltigkeitsbeauftragter von Avispa bewerben? Das scheint jedenfalls ein Job mit Zukunft zu sein. Und es schadet bekanntlich nicht, in mancherlei Hinsicht mehrgleisig zu fahren.

Die Hälfte der Saison ist vorbei und das ist ein guter Zeitpunkt um mal ein kleines Fazit zu ziehen. Und siehe da:
Sanfrecce Hiroshima ist Spitzenreiter!!
...der unteren Tabellenhälfte.
Das hat man sich vor der Saison anders vorgestellt und das damals gesteckte Saisonziel dürfte nur noch schwer zu erreichen sein. Noch ists aber nicht ganz unmöglich und daher versucht man natürlich, die Spielzeit noch erfolgreich zu gestalten. Auswärts gilt es sich da zu verbessern, da bekommt man immer noch regelmäßig richtig auf die Mütze. So auch zuletzt beim 0:6 bei Shimizu S-Pulse. Dafür konnte man immerhin die letzten beiden Heimspiele (gegen Gamba Osaka und anschließend gegen Kashiwa Reysol) wieder gewinnen.

Es war ein verregneter Tag in Fukuoka, wo die Temperaturen (28°C) und die hohe Luftfeuchtigkeit dafür sorgten, dass die Jogginghose aus Ballonseide schon nach wenigen Metern an den Beinen festklebte. Sehr unschön, dass ausgerechnet am freien Tag von Avispa-Trainer Dimitry Utschkov das Wetter nicht mitspielte und somit eine geplante Erkundungstour der Region buchstäblich ins Wasser fiel. In diesem Leben muss man ja bekanntlich flexibel sein und so entschied sich der Coach stattdessen dafür, in einem Getränkemarkt nach weißrussichem Dosenbier zu suchen. Aber natürlich hatten die Japaner die preiswerte Delikatesse nicht im Sortiment, so dass sich der Kunde am Ende für ein deutlich teureres Produkt aus heimischer Fertigung entscheiden musste. Wobei das mit dem Geld ohnehin so eine Sache war. Die Yen-Beträge konnte Utschkov noch immer nicht zielsicher in Euro umrechnen, und die vielen Nullen sorgten stets für große Unsicherheit beim russischen Bonvivant. Immerhin hat die Kreditkarte an der Kasse nicht gezuckt. Einem fabelhaften Wochenende stand nun also nichts mehr im Wege.

Die Saison entwickelt sich aus Sicht von Sanfrecce Hiroshima wirklich gar nicht in die richtige Richtung!
Wurden zuletzt schon kritische Stimmen im Umfeld der Vereinsführung an den bislang gezeigten Leistungen und vor allem an den Ergebnissen laut, so dürften die nach den letzten Spielen nicht leiser werden. Zwar konnte man den FC Tokyo souverän mit 5:0 besiegen, anschließend ging man mit dem selben Ergebnis aber bei Shonan Bellmare baden. Und dann das Ärgerliche: Die Partie gegen Sagan Tosu endete mit 5:5!! Ein richtig schlechtes Ergebnis, dass keinem der beiden Teams so richtig was bringt. Die Sieger aus dieser Partie dürften in erster Linie nur die 14 anderen Mannschaften der Liga sein. So krebst man halt nun um unteren Tabellenmittelfeld rum.

Damit hat wohl niemand gerechnet. Tokyo Verdy sammelt am dritten ZAT insgesamt sieben Punkte und klettert vom zwölften auf den vierten Platz in der Tabelle. Die beiden Heimspiele gegen Shimizu S-Pulse und Urawa Red Diamonds wurden jeweils mit 1:0 gewonnen. Auswärts wird belohnt sich die Mannschaft aus der Hauptstadt nach großem Aufwand beim 4:4 bei Kashiwa Reysol immerhin mit einem Punkt, auch wenn man sich hier mehr erwartet hätte. „Wir stehen aktuell gut da und wollen dies unbedingt beibehalten", so wird Ben in den lokalen Medien zutiert. Am vierten ZAT kommt es zu zwei Auswärtsspielen (Avispa Fukuoka und Kataller Toyama) und einem Heimspiel (Yokohama F. Marinos). Das Team von Ben möchte die aktuell hervorragende Form bestätigen und weiter oben mithalten, ist sich der Schwierigkeiten dessen allerdings bewusst. „Bei Torrausch kann es sehr schnell in beide Richtungen gehen", deutet Ben an und fordert vollste Konzentration seiner Mannschaft.

Der Nightliner von Avispa Fukuoka wirft schon wieder langsam den Motor an, denn am Wochenende stehen bereits die nächsten Begegnungen in der J-League auf dem Speiseplan. Wie der alte Sisyphos mit dem fetten, unhandlichen Stein und dem Berg fühlt sich Coach Dimitry Utschkov in der Knochenmühle Japan. Die Wochen fliegen in irrem Tempo vorbei und die Liga hetzt von Spieltag zu Spieltag. Immerhin gibt es aktuell Ruhe an der internationalen Front, so dass eine weitere Zusatzbelastung momentan ausbleibt. Aber auch so in der Ligabetrieb natürlich fordernd und anstregend genug, denn arrivierte Rivalen und listige Kontrahenten lauern hinter jedem Kirschbaum, um die Mannschaft von der Insel Kyushu von den Plätzen an der Sonne zu verscheuchen. Apropos Sonne: erstmals wurden in dieser Woche auf dem Trainingsplatz von Avispa die 30°C geknackt. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit also kein Wunder, dass die Spieler deutlich länger als gewöhnlich benötigten, um die Medizinbälle im Laufschritt um den Sportplatz herumzutragen.

Holen Coach Mattao etwa die selbst herbeigerufenen Geister ein?
Nachdem Sanfrecce Hiroshima die letzten beiden Jahre vorwiegend mit tollem Offensivfussball mit Platz 6 + 5 relativ erfolgreich abschloss versuchte man nun, der Defensive etwas mehr Wichtigkeit zu verleihen. Und das Ergebnis nach 9 Spielen? Lediglich Rang 12. Schon etwas enttäuschend und langsam kommt da Kritik aus Richtung der organisierten Fans. Man möchte wieder den Spektakel-Fussball sehen, der Sanfrecce die letzten beiden Spielzeiten so ausgezeichnet hat.
Unglücklich, dass nun auch noch ein harter ZAT bevorsteht. Denn man trifft auf den Tokyo FC, der trotz ähnlicher Tabellensituation selbst immer für viele Tore gut ist. Und auf Sagan Tosu mit Erfolgstrainer Wickinger88, den man bestens aus der heimischen Superleague kenn. Na und zu allem Überfluss reist man zwischen diesen Partien noch zu Shonan Bellmare, dem aktuellen Tabellenführer. Gibt sicherlich angenehmere Aufgaben.